Donnerstag, Dezember 30, 2004

4...Viel neues

In Australien ist wirklich vieles auf den Kopf gestellt. Durch den Linksverkehr läuft vieles einfach auch links bwz.anders herum:

- Die Sonne steht zur Mittagszeit im Norden. Sie geht also links herum.
- Ist man zu Fuss unterwegs, weichen die entgegenkommenden Leute links aus; nicht wie bei uns rechts.
- Auf einem Markt gehen die Leute links herum.
- Auf der Rolltreppe wird links gestanden und rechts wird gegangen.
- Wasser läuft rechts herum in den Abfluss
Der Mond sieht anders aus (Südsternhimmel) und die Wäsche wird hier nur kalt gewaschen. Dafür gibt es extra ein Waschmittel. Funktionieren tut es aber nicht unbedingt so toll...

Das mit den Linksverkehr konnte ich auch die letzten beiden Tage selber ausprobieren. Ich habe mir mit Stephan (hier kennengelernt) ein Auto für zwei Tage gemietet. Damit sind wir nach Philipp Island gefahren. Phillip Island liegt südlich von Melbourne. Neben den vielen interesanten Ecken auf der Insel ist die Hauptattraktion die allabendliche Pinguinparade. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen hundert bis tausend Pinguine zurück an den Strand, um ihre jungen in den Nestern zu Füttern. Von der Ankunft am Strand bis kurz von ihren Nestern kann man sie beobachten bzw. nur durch einen Zaun getrennt begleiten.
Auf der Insel hatte ich dann auch meinen ersten Kontakt mit der Polizei. Polizeikontrolle.
Also anhalten, Fenster runter und hören, was der Sheriff zu sagen hat. Auf seine Frage hin antworte ich mit „Yes“ und Stephan sagt „No“. Hmm, also wiederholt der Sehriff nochmal seine Frage und endlich verstehe ich das er gefragt hatte, ob ich Alkohol getrunken habe. Der Slang hat es echt in sich. „Nein, ich trinke nie Alkohol.“ Bewiesen wurde meine Aussage dann duchs Rörchenpusten und weiter ging die Fahrt.
In Deutschland musste ich noch nie pusten und kaum habe ich ein Auto....Aber das soll hier in Australien gang und gebe sein. Papiere interessieren die gar nicht, gefragt wird nur nach Alkohol.
Leider war das Wetter auf der Insel ziemlich wechselhaft. Von Sonnenschein über Regen und Sturm bis zu Hagel war alles dabei. Jedenfalls war es Nachts nicht zu windig und so konnten wir am Strand im Auto schlafen.
Für den nächsten Tag hatten wir uns dann das Yarra Valley und die Dangenongs vorgenommen. Dieses Berg- und Waldgebiet östlich von Melbourne ist im Winter sogar ein Skigebiet. Da ich aber im Sommer hier bin, gabs also keinen Schnee. Dafür viele Wanderwege durch eine Natur, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Riesenfarne, Bäume, Wasserfälle, Tiere.... Abends haben wir uns dann wieder einen Schlafplatz gesucht. Gefunden haben wir schliesslich einen Rastplatz namens „Drivers Die“. Keine Ahnung woher der Name kommt, wir habens jedenfalls überlebt.

Die letzten Wochen hat dann auch der Sommer begonnen. Und wie. 37 Grad war der bisher wärmste Tag. Das hies dann natürlich für mich: ab zum Strand, Sonne geniessen und Leute kennen lernen. Leute, die Englisch sprechen. Aber wieder mal Deutsche kennen gelernt. Mit denen bin ich dann Abends noch in die City gefahren. Dort war eine Bühne aufgebaut, wo ein Kirchenchor Weihnachstlieder gesungen hat. Echt irre, ich sitze da auf dem warmen Boden, habe T-Shirt, Shorts und Sandalen an, esse mein Eis und höre mir Weihnachstlieder an... Das einzige, was bei diesem schönen Wetter nervt, sind die Fliegen. Die ganze Zeit schwirren die Viecher um einen rum und suchen sich immer drei Lieblingsstellen aus: Die Nasenlöcher, die Ohrlöcher und den Mundwinkel. Also aufpassen beim Essen und reden.
Tags zuvor hab ich mich dann in Winterstimmung versetzt. Ich war im Hofbräuhaus und habe Glühwein getrunken, den ekligsten Glühwein den ich bisher hatte. (Tags darauf habe ich auch erfahren wie der gemacht wird...)
Danach ins Casino. Genau so ein Ding ist das, wie man es aus Filmen über Las Vegas kennt. Der Unterschied hier ist nur, das hauptsächlich Asiaten am Zocken sind. Melbourne ist voll von denen. Ich dachte ja, Erlangen ist die Hauptstadt der Asiaten. Pustekuchen, Melbourne ist das. Das Casino ist in einem Riesenkomplex untergebracht. Hier gibt es Clubs, Discotheken, Pubs, Spielhallen (auch wieder von Asiaten bevölkert), Fressecken... Hätten wir an diesem Abend zuviel getrunken, wir wären aus dem Labyrinth heute noch nicht draussen.

Heiligabend habe ich dann richtige Deutsche Weihnachten gefeiert. Die Frau von Scott (Nina) ist Deutsche, die Frau von Scott´s Bruder ist ebenfalls Deutsche und Besuch gab es ebenfalls aus Deutschland. Also wurden nach dem Essen die Geschenke mit deutscher Weinachtsmusik ausgepackt. Nur habe ich diesmal Sandalen und Shorts getragen.

Morgen ist dann Sylvester. Den feier ich hier in Melbourne mit paar Leuten, die ich kennen gelernt habe. Wenn es in Deutschland 1400 Uhr ist, rufe ich gerade „Prost Neujahr“.
Wenn ich dann noch nicht im Gefängniss sitze (hier in Victoria ist öffentlicher Alkoholverzehr verboten...), gehts danach weiter und wenn ihr dann feiert, wache ich sicherlich mit nem Brummschädel auf.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins Jahr 2005.


Persönliche Anmerkung:
Die letzen Wochen und Tage vor dem Abflug bin ich durch den ganzen Vorbereitungsstress gar nicht richtig zum Nachdenken gekommen. Wenn man dann allmählich zur Ruhe kommt, stellt man fest, dass der Abschied auch für mich nicht einfach war. Es ist schade, dass ich hier viele Dinge erlebe, die ich mit euch nicht teilen kann, aber genauso schön ist es zu wissen, dass ihr mich so herzlich wieder empfangen werdet, wie ihr mich verabschiedet habt.

Donnerstag, Dezember 09, 2004

3....und das Wasser fliesst rechts herum aus der Badewanne

Ich bin da!!!
Und beinahe haette es nicht geklappt. Bei der Passkontrolle sagte mir die nette Dame, dass meine Reisepassnummer nicht mit der Nummer vom Electronic-Visa uebereinstimmt (zur erklaerung: die beantragung des work and holiday visum erfolgt per online-antrag. man erhaelt dann eine Bestaetigungs-email mit ner transaktions-nummer und weiter nichts. das nennt sich dann "electronic-visa". bei ankunft gibts nur ein stempel und beim DIMIA (eine art einwanderungsbehoerde) gibts dann das visa label)
Sie versucht also die Nummer zu aendern, was aber nicht klappt. ein Kollege kommt dazu und das klappt auch nicht. Schliesslich kuemmern sich vier Leute darum und nach gut 45 Minuten klappt es. Zu meiner Verwunderung sagt einer der Mitarbeiter: " Excuse me for the problems, Sir. You get an upgrade for Business Class." Ich fliege Business Class! Und ich habe nicht einen Pfenning dazu bezahlt. Genuegend Platz fuer meine Beine! Mit einem Dauergrinsen begebe ich mich also Richtung Flieger und tatsaechlich, Sitz 11K, Business Class, Fensterplatz. Grossartig. Da ist genuegend Platz fuer mich. Die huebschen Stewardessen kuemmern sich ruehrend um einen, das Essen ist vorzueglich und wird nicht in Plastik sondern in Porzellan gereicht und ich werde vom Essen satt. Den Flug habe ich genossen.
Der Rueckflug muss auch in der Business Class sattfinden. Wird zwar teurer werden, aber 14 Stunden in der Econom Class. Das halte ich nicht durch.

Nach der Ankunft in Melbourne zur Passkontrolle. Haben die nun meine richtige Reisepassnummer?? Ich ueberreiche dem Zollbeamten meinen Reisepass, er scannt ihn und sagt:" Welcome to Australia. Have fun with your Work and Travel Visa and enjoy the time." Ich bin drin! Wieder macht sich ein Dauergrinsen breit und hin zur Gepaeckkontrolle, wo ich nochmal mein Reisepass vorzeigen muss und mit einem "Moin, moin" begruesst werde. Der Herr kommt aus Bremen und arbeitet beim australischen Zoll. Alles okay mit meinen Sachen. Also ab zum Ausgang.
Taxistand gesucht und gefunden. Schmeisse meine Sachen in den Kofferraum und begebe mich zur Rechten Seite den Fahrzeugs. Ich oeffne die Tuer und da sitzt schon einer drin. Vor ihm das Lenkrad und nach einem "get on the other side" fiel mir ein irgendwo gelesen zu haben, in Australien sei Linksverkehr. Buecher luegen also doch nicht.
Also ab zu Scott und da bin ich nun. Erstmal ein kleines Nickerchen geamcht. Aus dem kleinen Nickerchen wurden dann sechs Stunden Schlaf. Danach mit Scott und Nina nen kleinen Spaziergang gemacht, etwas Fernsehen geguckt, ein Bier getrunken und ab ins Bett. Sogar richtig rechtzeitig im Bett gewesen (um 23 Uhr). Bin dann aber um 5 Uhr wieder aufgewacht und nach Fruehstueck mit den beiden bin ich seitdem in der Stadt.
Wie die Stadt ist?? Kann ich irgendwie noch gar nicht beschreiben. Jedenfalls stell ich mit so New York vor. Etwas hektisch (aber das liegt wohl daran, dass die hier arbeiten muessen :)) aber hat Ihren Reiz.
Jedenfalls habe ich mir vorhin mein Visa label geholt und meine Tax File Number (Steuernummer) geholt.
Wie es nun weiter geht?? Keine Ahnung. Ich lasse mich einfach ueberraschen und hoffe auf besseres Wetter.....es regnet hier ab und zu, ist aber warm.

Montag, Dezember 06, 2004

2...How are you??

"How are you, my friend?" ist der Satz, den wohl jeder nicht Dubainese ueberall hoert. Das Ueberqueren der Strasse ist das bisher lebensbedrohlichste, was ich erlebt habe und das eine Gruene Ampel bedeutet, man darf jetzt gehen, kann man hier total vergessen und dass ich mir beim schreiben fast die Finger breche weil die hier auf den Tastaturen kein Umlaut haben und das Y da sitzt, wo bei uns das Z liegt (und andersherum) und.....


Aber der Reihe nach:
Zugfahrt: Nachdem der Abschied aus Hamburg vollzogen war und ich es mir im Zug gemuetlich gemacht hatte, lauschte ich bei meinen Zugnachbarn. Viele mit Koffern und Rucksaecken. Urlaub machen die also alle. Drei Wochen Sri LAnka, zwei Wochen Suedafrika, drei Tage Geschaeftsreise nach Kap Verde. Freut euch mal alles auf die paar Wochen, ICH habe maximal 52 Wochen!!
Allmaelich werde ich Muede und halte ein kleines Nickerchen, jedenfalls so lange, bis mich jemand antickt und fragt: "Blezel? Moechten Sie eine Blezel kaufen?" Eine chinesische Nachwuchsdeutsche, angestellt bei der Deutchen Bahn, wollte mir gerne Ihre Brezeln verkaufen. Als ich dankend ablehnte, ging Sie rufend weiter. Den Rest der Fahrt bin ich wach und ernaehre mich von meinem geliebten Schwarzbrot (aber nicht aus meiner Brotdose, die bleibt zu Hause).

Flughafen: Drei Sunden eher beim Check-In, das muss mir doch einen guten Platz bescheren! Das denken wohl auch noch andere. Die einzig lange Schlange gehoert zu Emirates. Also doch nichts mit dem Platz am Notausgang. Die freundlichen Mitarbeiter von Emirates wuenschten mir dann schliesslich einen guten Flug und wiesen mich noch auf der Verspaetung von einer halben Stunde hin.
Flughafen genug angeschaut und ab durch die Sicherheitskontrollen. Ohne Probleme im Warteraum angekommen und weiter warten.... Eine Stunde noch bis zum Abflug. Flieger hebt insgesamt mit 90 Minuten Verspaetung ab. Der Sitzplatzabstand ist fuer meine Groesse absolut ungeeignet. Dafuer gibt es im Flugzyeug leckeres Essen und Kindergeschrei die ganze Zeit. Ein Lob auf die Oropax.

Ankunft Dubai: Ohne Probleme durch die Passkontrolle (mein erster Stempel im Reisepass) und aufs Gepaeck gewartet. Ab durch die Sicherheitskontrolle und zu dem Herren mit meinem Namen drauf. "How are you?" Freundlich will ich antworten, da schallt schon das naechste "How are you?" aus einem anderen Mund. So geht es insgesamt fuenfmal und dem letzten "How are you?" kann ich endlich antworten, denn das ist mein Fahrer.

Dubai: Beeindruckende Stadt. Viele Fotos. Schoenes Wetter. Empfehlenswert.
Hierhin werde ich bestimmt nochmal hinfliegen. Zwei Tage sind nicht genug dafuer. Obwohl man bei laengeren Aufenthalt mehr und mehr Gefahr laueft unter die Raeder zu kommen. Das wichtigste Untensil ist die Hupe. Ob eine Ampel gruen ist oder ein Zebrastreifen da ist, interessiert die nicht. Ein Blinder ueberlebt dort keine fuenf Minuten. Spurwechsel ueber drei spuren geht ruckzuck, Sicherheitsabstand gibt es nicht und ein Auto passt auch in ne Luecke, die kleiner ist als das Auto selbst. Dubai's Autoverkehr ist der Beweis dafuer.
Gestern ne typische Stadtrundfaht gemacht, ueber die Souks gelaufen, mit nem Wassertaxi gefahren, lecker und preiswert gegessen und lecker Wasserpfeife geraucht.
Morgen gehts dann ab nach Melbourne. 14 Stunden wie ein Thunfisch fuehlen. Na toll.